19:00 Bar, «lingering» by Martin Reck & more
20:00-21:00 Performances
21:30-23:30
Open Stage

Trailer
Video-Dokumentation

Wie klingt die Apokalypse? Studierende der Hochschulen für Musik und Gestaltung und Kunst FHNW verwandeln dreizehn Tage lang die Kleine Bühne in eine begehbare Installation. Zwischen Zivilisationsmüll, Ausgrabungszelten und einem abgestürzten Fesselballon entsteht jeden Abend ein einmaliges musikalisches Ereignis. Publikum und Musiker*innen werden zu einer verschworenen Gemeinschaft, die der Endzeitstimmung trotzt. Vom  Abgesang der Welt zur ‹Enthüllung› neuer Welten: mittelalterliche Oper trifft auf elektronische Musik trifft auf (Jazz)-Improvisation.

10.10.  BLACK ANGELS // BREATH
11.10.  SPONSUS // PRÄTERITUM
13.10.  ROMANZEN DER OHNMACHT // REMEMBER ME
14.10.  REMEMBER ME // ACUSTICA
15.10.  PHOBIA // RÉVÉLATION
16.10.  JOURNEY // IT MUST BE SO
17.10.  ROMANZEN DER OHNMACHT // RÉVÉLATION
18.10.  PRÄTERITUM //  IT'S ONLY THE END ...
20.10.  IT'S ONLY THE END OF THE WORLD // ACUSTICA
21.10.  BLACK ANGELS // IT MUST BE SO
22.10.  BREATH // SPONSUS
23.10.  PHOBIA
24.10. JOURNEY // RÉVÉLATION

Eine Zusammenarbeit von Hochschule für Musik FHNW – Jazz, Klassik/sonic space basel, Schola Cantorum Basiliensis, dem Theater Basel und der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW, Institut Innenarchitektur und Szenografie (HGK)

Mit freundlicher Unterstützung der Maja Sacher-Stiftung

Gesamtkuration und Projektleitung: Uli Fussenegger
Bühnenbild und Projektleitung HGK: Andreas Wenger
Dramaturgie: Niels Nuijten, Angela Osthoff
Koordination und Projektmanagement: Meike Olbrich
Beratung Ton/Video: Robert Hermann
Fotographie: Hans-Peter Huser

Veranstaltungsteam
Benjamin Coyte
Daniil Gorokhov
Song-Yi Jeon
Martin Reck
Mikael Szafirowski
Nora Vetter

Programmflyer

Für diese Produktion besteht eine Medienkooperation mit Radio X
SRF-Sendung von Gabriela Kaegi

14.10.2020 und 20.10.2020, 20.30 Uhr, Theater Basel
Im Rahmen von «Im Flow der Apokalypse»
Mauricio Kagel: Acustica für experimentelle Klangerzeuger und Lautsprecher (1968-70)

«Nur Leute, die Humor haben, sind unerbittlich ernst. Aber das hat viele Facetten.»
Mit ‹Acustica› hat Mauricio Kagel in der post-apokalyptischen Welt nach dem II. WK die Sprache der Musik neu gesucht. Entstanden ist eine zersplitterte Klanglandschaft ohne Anfang und Ende. Eine zeitlose Utopie, in der die Musiker*innen ihre ganze Aufmerksamkeit dem Klang widmen – als wäre er ihr einziges, gemeinsames Lebenselixier. ‹Für experimentelle Klangerzeuger und Lautsprecher› so der Untertitel: Ein Tonband kommuniziert mit Wassereimer, Gas-Lötbrenner oder Pfeifenast – eine «bewusste Erweiterung der Klangskala, (die) zunächst als ein Bruch mit dem bereits Bestehenden empfunden wird.» Der ästhetische Zugriff ist ‹retro›, die Musiker*innen der Hochschule für Musik, sonic space basel sind äusserlich in den 60er Jahren hängengeblieben, als Zitat ihrer selbst – ein ziemlich expressiver Dornröschenschlaf der Postmoderne.

10.10.2020 und 21.10.2020, 20.00 Uhr, Theater Basel
Im Rahmen von «Im Flow der Apokalypse»

George Crumb: Black Angels für elektrisch verstärktes Streichquartett (1970)
«‹Black Angels› ist eins von Crumbs chaotischsten Werken», hat David Bowie einmal gesagt. «Es ist immer noch eine Herausforderung für mich, dieses Stück ohne eine Art Vorahnung zu hören. Manchmal hört es sich wirklich wie das Werk des Teufels an.»
«Friday the 13th, March 1970 (in tempore belli)» steht auf der Partitur, als wäre die Musik in einem einzigen diabolischen Akt aus George Crumb herausgebrochen. Als er ‹Black Angels. Thirteen Images from the Dark Land› für elektronisches Streichquartett komponierte, tobte der Vietnam Krieg seit 15 Jahren. In 13 symbolischen Bildern entfaltet sich als grosses Klagelied eine «Parabel auf unsere heutige Welt». Napalm werfende Helikopter werden neben Schuberts ‹Der Tod und das Mädchen› oder dem bekannten ‹Dies Irae›-Motiv zitiert. María Muñoz Lopez (Hochschule für Musik, sonic space basel) inszeniert ‹Black Angels› als sinnliche und emotionale Überforderung. Die musikalische Sprache wird durch Videoinstallation und Tanz erweitert und verdichtet.

10.10.2020, 20.30 Uhr und 22.10.2020, 20.00 Uhr, Theater Basel
Im Rahmen von «Im Flow der Apokalypse»

Mauricio Kagel: Atem (1969/70)
Vinko Globokar: Res-, As-, Ex-, Inspirer (1973)


Wie hört sich die ganz persönliche Apokalypse eines Musikers an? ‹Breath›, eine Performance für zwei Blechbläser verknüpft die beiden Stücke ‹Atem› von Mauricio Kagel und ‹Res-as-ex-inspirar› von Vinko Globolar. Daniil Gorhokov und Luis Homedes López (Hochschule für Musik, sonic space basel) werden an ihre äussersten Grenzen getrieben: Beide Kompositionen sind eine einzige musikalische und physische Überforderung. Ein Spiel mit und bis zur Erschöpfung – bis zum letzten Atemzug. Eine lebhafte Performance, die das Spannungsfeld zwischen Kunst und Realität abtastet.

Cast
Saxophon/Player 1: Luis Homedes López
Posaune/Player 2: Daniil Gorokhov

16.10.2020 und 21.10.2020, 20.30 Uhr, Theater Basel
Im Rahmen von «Im Flow der Apokalypse»

Songs aus Leonard Bernsteins Candide

Mit ‹Candide› hat Leonhard Bernstein basierend auf Voltaires satirische Novelle ein Werk geschaffen, das mit bissigem Humor menschliche Schwächen, politische Doppelmoral und den akuten Verfall unserer «bestmöglichen Welt» parodiert. 14 Sänger*innen der Hochschule für Musik, Klassik präsentieren Highlights der komischen Operette, die als «Liebeserklärung an die europäische Musikgeschichte» gilt. «Il faut cultiver son jardin» heisst es resignierend aber auch tröstlich am Ende: Der Rückzug ins Private scheint der einzige Ausweg zu sein in einer Welt, in der persönliche und politische Apokalypsen ununterbrochen hereinbrechen. Was aber, wenn dieser Garten bar jeglichen romanischen Zaubers am Fliessband produziert wird?

18.10.2020, 20.30 Uhr und 20.10.2020, 20.00 Uhr, Theater Basel
Im Rahmen von «Im Flow der Apokalypse»

Anna Sowa: It's only the end of the world (2020, UA)

Das Wort ‹Apo-kalypse› kommt aus dem Griechischen und heisst wörtlich übersetzt ‹ent-hüllen›, im übertragenen Sinne ‹offenbaren›: Jede gesellschaftliche und jede individuelle Krise arbeitet sich an bestehenden Mustern, Regeln und Ordnungssystemen ab, um sie über den Haufen zu werfen. Jede Apokalypse ist zerstörerisch, damit Neues entstehen und wachsen kann. Anna Sowa (Kompositions-Klasse der Hochschule für Musik, sonic space basel) hat einen Raum entworfen, in dem sie und ihr Team mit musikalischen und tänzerischen Mitteln die Mechanismen der ‹Apo-kalypse› erforschen. Eine zerstörerische Performance mit Offenbarungspotenzial.

16.10.2020 und 23.10.2020, 20.00 Uhr, Theater Basel
Im Rahmen von «Im Flow der Apokalypse»

Wie wird die Welt nach ihrem Ende aussehen? Ein Jazz-Quintett, unter der Leitung von Silvan Joray (Hochschule für Musik, Institut Jazz), nimmt das Publikum mit auf eine post-apokalyptische Reise. Die ersten Versuche sind zögerlich und tastend: ein sich von Ton zu Ton, von Stück zu Stück Hangeln durch unbekanntes Terrain. Die Improvisation gewinnt Schritt für Schritt an Selbstbewusstsein und an Land unter den Füssen. Auf zu neuen (musikalischen) Entdeckungen! Wer weiss, wohin uns diese Reise führt?

Cast
E-Gitarre – Silvan Joray, Martin Theurillat
Harmonika – Tian Long Li
Kontrabass – Nadav Erlich
Drums – Noé Tavelli
Tanz – Harumi Mumenthaler, Mikki Monnin

15.10.2020 und 23.10.2020, 20.00 Uhr, Theater Basel
Im Rahmen von «Im Flow der Apokalypse»

Wir tragen alle unsere Ängste mit uns herum: Die Angst allein zu sein, Entscheidungen treffen zu müssen, frei zu sein... Mit der Performance ‹Phobia› gehen der Saxophonist Chi Him Chik und die Sängerin Lara Süß – beide aus der Improvisations-Klasse der Hochschule für Musik, sonic space basel – auf die Suche nach ihren eigenen inneren Dämonen. In einem expressiven Dialog wandern sie auf dem schmalen Grat zwischen Kontrolle und Kontrollverlust. In ihrer Performance fordern sie sich nicht nur gegenseitig heraus, sie provozieren auch das Publikum, sich seinen Ängsten und Dämonen zu stellen.

Cast
Performance: Chi Him Chik, Lara Süss

11.10.2020, 20.30 Uhr und 18.10.2020, 20.00 Uhr, Theater Basel, Kleine Bühne
Im Rahmen von «Im Flow der Apokalypse»

Die Zeit steht still: Hat die Apokalypse längst stattgefunden oder steht sie kurz bevor?
Ein Jazz-Trio, bestehend aus Kontrabass, Gitarre und Saxophon, nimmt das Publikum mit auf eine Reise in der es keine Zeitlichkeit und kein Zeitempfinden mehr gibt. Die Kompositionen von Snejana Prodanova (Hochschule für Musik, Institut Jazz), führen aus einer kalten, desolaten Welt in ein Setting, in dem Geborgenheit herrscht und sogar nostalgische Gefühle heraufbeschworen werden: «I don’t want to set the world on fire, I just want to start a flame in your heart.»

Cast
Saxophon: Lennard Fiehn
E-Gitarre: Martin Theurillat
Kontrabass: Snejana Prodanova

13.10.2020, 20.30 Uhr und 14.10.2020, 20.00 Uhr, Theater Basel, Kleine Bühne
Im Rahmen von «Im Flow der Apokalypse»

1977 schickt die NASA die ‹Voyager Golden Record› in den Weltraum. Eine Schallplatte um sich der menschlichen Existenz zu versichern. Durch den Kontakt mit intelligenten Wesen oder als Artefakt im Fall der Apokalypse. Lea und Nora Sobbe (Schola Cantorum Basiliensis) forschen musikalisch zum Wunsch nach Verewigung, unserem Sendebedürfnis und Momenten der Isolation. «Apokalyptische» Nachrichtenfetzen werden mit live-electronics zum Ostinato-Bass, dem Puls einer Gesellschaft, auf dessen Grundlage voneinander isolierte Musiker*innen miteinander kommunizieren – oder genau daran scheitern. Barockmusik trifft auf zeitgenössische Improvisation trifft auf Schottisches Volkslied: ‹Remember me my dear›. Wer wird wen erhören? Wer darf senden? Und wer übertönt?

15.10.2020, 17.10. und 24.10.2020, 20.30 Uhr, Theater Basel
Im Rahmen von «Im Flow der Apokalypse»

Die Offenbarung des Johannes mit live improvisierter Musik

Das letzte Buch des Neuen Testaments, die ‹Apokalypse› oder ‹Offenbarung› des Johannes ist eine ungeheuer poetische und bildstarke Schrift: Schlangenbeschwänzte Pferde, Münder, aus denen zweischneidige Schwerter züngeln, lodernde Feuerseen, die Hure Babylon im Purpurgewand – Das sind Bilder, die fremd und beängstigend wirken und gleichzeitig faszinieren. Arthur Baldensperger (Schola Cantorum Basliliensis) und Cristina Arcos Cano (Hochschule für Musik, Klassik) erforschen in einem intimen Dialog zwischen Saxophon und Stimme die Klangwelt der Apokalypse. Ein musikalisches Abtasten, das die emotionale Dimension der apokalyptischen Bildwelten ‹enthüllt›.

Cast
Sprecher: Arthur Baldensperger
Saxophon/Improvisation: Cristina Arcos Cano

13.10.2020 und 17.10.2020, 20.00 Uhr, Theater Basel, Kleine Bühne
Im Rahmen von «Im Flow der Apokalypse»

Dmitri Schostakowitsch: Sieben Romanzen für Sopran, Violine, Violoncello und Klavier nach Gedichten von Alexander Blok op. 127
Sergej Rachmaninoff: Ave Maria, aus «Das grosse Abend- und Morgenlob»


«Das von Schrecken und Terror durchpeitschte 20. Jhd.» durchzieht, so Gottfried Blumenstein, «wie ein apokalyptischer Soundtrack», Schostakowitschs Werk: Mit seiner ‹Romanzen-Suite›, welche die Gattung des Klaviertrios mit der des Liederzyklus kombiniert, hat Schostakowitsch Texte des russischen Symbolisten Alexander Blok vertont. 14 Sänger*innen der Hochschule für Musik, Klassik geben Einblick in individuelle und gesellschaftliche Apokalypsen. Einsame, verstossene Stimmen erklingen versprengt im Theatersaal. ‹Musik› beendet versöhnend den Zyklus. Der harte Tritonusschritt am Ende – der Teufel in der Musik – lässt allerdings daran zweifeln, ob Musik tatsächlich trösten oder gar retten kann. Wenn dann aber Rachmaninoffs ‹Ave Maria› erklingt, ist der Teufel gebannt – zumindest vorübergehend.

11.10.2020, 20.00 Uhr und 22.10.2020, 20.30 Uhr, Theater Basel, Kleine Bühne
Im Rahmen von «Im Flow der Apokalypse»

(Halb-)liturgisches Spiel über die klugen und die törichten Jungfrauen

Christus ist ‹Sponsus›, der Verlobte und Bräutigam. Die klugen Jungfrauen führt er heim in die Ehe, den törichten wird die Tür zum Hochzeitssaal verschlossen (Mt. 25, 1-13). Als Verstossene sind sie verdammt in der Hölle zu schmoren – grausam und unbarmherzig, oder gerecht? Das Drama ‹Sponsus› ist als Teil der Liturgie um 1100 in Südfrankreich entstanden, und musikalisch mit Gregorianischen Chorälen und dem neuem lateinischen Strophen-Lied verwandt. 11 Sänger*innen der Schola Cantorum Basiliensis reenacten unter der Leitung von Michael Eberle das kirchliche Ritual im Theatersaal. Zusammen mit dem Publikum feiern sie Gottesdienst. Die im Mittelalter gängigen Deutungsmuster entfalten dabei eine erstaunliche Aktualität.

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